Geschichte
und Genealogie
der
Familie Thuet von
Hammerstatt
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Geschichte u. Genealogie
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Der
Familie Thuet
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Von Hammerstatt |
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unter
besonderer Berücksichtigung der geistlichen
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Mitglieder |
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von
Alphons Thuet
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Pfarrer
in Bettendorf ( Ober-Elsass) |
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1912
--- Bethsaida : Druckerei, Carspach
(Ober-Elsass) |
Nicht darf ich vergessen, meinen innigsten Dank auszudrücken jenen Personen, die mir bei der Arbeit behilflich gewesen sind, meistens werden sie erwähnt im Buche selbst; jedoch eine besondere Erwähnung gebührt hier dem hochw. Herrn Dr. Leo Friess, Professor am Gymnasium zu Zillisheim, der die Mühe nicht gescheut hat, die ganze Arbeit zu durchgehen. Herr Kantonalpfarrer Witzig (Hirsingen) stand mir auch mit Rat und Tat zur Seite. Zur Auffindung der älteren Urkunden haben mir Herr Chanoine Ingold (Colmar), sowie Herr Wanger, Hauptlehrer in Heiligkreuz, und die beiden Herren Alumnen des Priesterseminars Alphons Haen und Emil Higelin wertvolle Dienste geleistet. Möge Gott es ihnen lohnen.
Bettendorf, am Feste des hl. Alphonsus, 2. Aug. 1912.
Herkunft
der Familie Thuet und
Ihre Einwanderung ins
Elsass
Hammerstatt.
Wenn der Wanderer auf der Landstrasse einhergeht, die das
Elsass dem Rheinstrom entlang durchzieht, trifft er, im Angesicht der
mächtigen Gebirgskuppen der Südvogesen, zwichen Rumersheim und
Blodelsheim in ungefähr gleicher Entfernung von beiden Ortschaften, ein
einfaches Kreuz, das westlich von der Starsse steht und gegen Osten schaut. Dieses Kreuz wurde von der Familie Thuet geschtiftet, zum
Andenken an einen Meierhof, der ehemals an diesem Orte, östlich von der
Strasse gelegen war und den Namen Hammerstatter Hof trug.
An dieser Stelle wohnten die Vorfahren der
Familie Thuet. Der Hof selbst war noch ein Überbleibsel des in
früheren Zeiten untergegangenen Dorfes Hammerstatt.
Schon im Jahre 730 wird Hammerstatt in der Geschichte des
Elsasses erwähnt; es wird nämlich berichtet, dass von dieser Zeit ab
die Abtei Mrubach Besitz von gewissen Gütern daselbst erlangte. Im Jahre
1441 erwähnen die Urkunden Hammersatt als ein Rektorat, eine Pfarrei mit
Vikar, die dem Baseler Landkapitel diesseits des Rheins angehörte und
unter bischöflichem Patronat stand. Aber drei Jahre später, im Jahre
1444, soll der Ort durch die Armagnaken zerstört worden sein. Nach anderer
Annahme jedoch soll er durch Überschwemmungen des Rheins seinen Untergang
gefunden haben. Grösere Wahrscheinlichkeit aber dürfte die Ansicht
haben, die den völligen Untergang der Ortschaft in die blutigen Wirren des
dreissigjährigen Krieges verlegt. Die Pfarrkirche von Hammersatt war dem
hl. Bischof Eligius geweiht. An Stelle des verschwundenen Dorfes blieb ein Hof
mit ausgedehnten Gütern und mit einer Kapelle stehen. Im Jahre 1762 wurde
diese Kapelle, die ohne Zweifel dem hl. Eligius geweiht war, wiederum als
Pfründe verliehen, d. h. als eine mit Einkünften verbundene
geistliche Stelle.
Wie mir mündlich berichtet wurde, soll die
Geistlichkeit von Neuenburg den Gottesdienst in der Kapelle versehen haben. Der
Hammerstatterhof mit seinen Gütern wurde im Jahre 1636 dem Kollegium vn
Ensisheim durch Kaiser Maximilian II und Erzherzog Leopold, Bischof von
Strassburg, geschenkt zum Zwecke des Unterhalts der an diesem Kollegium
studierenden Jugend.
Dieses Kollegium war im Jahre 1614 den Jesuiten anvertraut
worden. Merklen schreibt darüber in seiner "Geschichte
der Stadt Ensisheim" : l’Empereur MAXIMILIEN II et l’archiduc
LEOPOLD, par considération particulière pour les officiers de
Als im
Jahre 1764 die Kollegien der Jesuiten in ganz Frankreich aufgehoben wurden, so
giegen die Güter des Kollegium von Ensisheim , mithin auch Hammerstatt,
auf das Kollegium von Colmar über. In einem Familienbuch das von Johannes
Thuet dem älteren stammt finde ich ein zweites Verzeichnis der Güter
von Hammerstatt. Es führt den Titel:
« Verzeichnis, wieviel Gut in dem Hammerstatter Bahn :
Erstlich Rheinfeld |
191 |
Jucharten |
25 |
Ruthen |
Hartfeld |
160 |
‘’ |
73 |
|
Das Feld zusammen |
351 |
‘’ |
98 |
|
Rheinmatten |
47 |
‘’ |
13 |
|
Der Hofplatz sammt dem Garten |
12 |
‘’ |
17 |
|
Die Hart |
349 |
‘’ |
16 |
|
Das Rheinweltele |
17 |
‘’ |
66 |
|
Das zusammen ist |
778 |
Jucharten |
20 |
Ruthen |
Auszug aus von dem Blang, so Herrn Boten von Strasburg
gemacht hat, ausgeschrieben von mir Johannes Thuet Mayer der älter in
Hammerstatt anno 1776. Jahrs.“1
Der Abriss des Planes, der anno 1762 gemacht
wurde, und im Archiv zu Colmar liegt, lasse ich hier folgen.
Alle diese Güter wurden in der grossen Revolution
veräussert, der Hof und die Kapelle eingeäschert und zerstört.
Die trümmer und Überreste wurden teilweisse zu profanen Bauten
verwandt. So zeigt man heute noch in Blodelsheim eine Scheuer, deren Bamaterial
von Hammerstatt stammt. Sonst erinnern wenige Zeugen an die einstige
Herrlichkeit. Auf den Kreuzsteinen in den Rheininseln findet man noch das
Abzeichen der Jesiten IHS. Ausserdem ist von Hammerstatt nichts mehr übrig
geblieben, als noch der Flurname „Hammerstatterbann“,auf dem das
Eingans Kreuz steht.
1 Familienbuch
von Alois Thuet
Die Familie Thuet von
Hammerstatt
Im Jahre 1692 wanderte aus der Schweiz, und zwar aus dem Berner
Gebiet, ein gewisser Hartmann Thuet nach dem an Naturschätzen reichen
Elsass aus und liess sich auf dem oben erwähnten Hof und Gut zu
Hammerstatt nieder. Er zählte damals 26 Lebensjahre, war unverheiratet und
empfing in demselben Jahre 1692 am 25. August das hl. Sakrament der Firmung. Am
29. Juni 1699 schloss er den Ehebund mit Anna-Maria Hell, gebürtig aus
Hammerstatt, einer Tochter von Peter Hell und Anna Maria Glasser. Dieser Ehe
entsprossen sechs Kinder, nämlich:
Anna-Maria, geboren den 9.august 1700, von der nichts weiteres
bekannt ist ;
Hartmann (geb. ?), der sich anno 1736 mit Franziska Meyer
verheiratete und der ohne Zweifel der Stammvater der in Rumersheim
anfässigen und unter dem Namen Hartmann Thuet bekannten Familie ist;
Katharina, geboren den 10. März 1705, diese muss als Kind
gestorben sein, da eine später geborene Tochter denselben Namen trug ;
Johann
Peter, geboren den 16. August 1706, der
sich im Jahre
Katharina, geboren den 9. Februar 1709, diese starb aber schon am
27. Februar desselben Jahres ;
Maria
Magdalena, geboren den 17. Januar 1710, gestorben den 16. Februar
1712.
Am 24. März 1713 segnete auch die Mutter Anna Maria Hell, Frau
Hartmann Thuet, das Zeitliche.
Thuet vermählte sich in zweiter Ehe am 4. Februar 1717
mit Anna Maria Lehmann aus Banzenheim. Dieser Ehe entsprossen drei Söhne,
nämlich:,
Bartholomäus, der als Kind starb am 2. März 1718;
Johannes, geboren am 13.Juni 1720. Letztere verheiratete sich
mit Maria Anna Lang von Hammerstatt am 15. November 1745, und ist unser Urahne,
dessen Grab auf dem Gottesacker zu Rumersheim, mit einem steinernen Kreuz, noch
erhalten ist;
Joseph ( geb. ?), der sich am 26. Mai 1755 mit Ana Maria
Richard, Witwe von Joseph Grotzinger, verheiratete, welche im Jahre 1763 starb.
Nach deren Ableben heiratete Joseph die Magdalena Leiby, welche im Jahre 1785
starb, er selbste starb im Jahre 1787. Er war bekannt unter dem Name „Grüner
Thuet“, wahrscheinlich weil er in den sogenannten Grünern, d.h. auf
den Rheininseln, wohnte. Seine Nachkommen müssen sich in Rumersheim
verbreitet haben. Der Stammvater Hartmann Thuet starb am 10. Februar 1748 im
alter von zirka 82 Jahren. Seine zweite Gattin Anna Maria Lehmann folgte ihm im
Tode nach am 10. März 1752 im Alter von 75 Jahren1.
1 Die hier
angeführten Einzelheiten von der Stammfamilie Thuet aus Hammerstatt sind
dem Tauf-,Heirats- und Totenregister von Rumersheim mit Hof Hammerstatt entnommen,
welches im Bezirksarchiv zu Strassburg liegt
Die
Nachkommenschaft.
Ein Blick auf den Stammbaum, den ich diesem Werke beilege
und der mir von geübter gewandter Freundeshand (Herrn Pfarrer
Behra=Heimersdorf) besorgt wurde, gibt Ausschluss über die weite
Verzweigung der obengenannten Familie. Der Stammbaum ist genau nach den
Urkunden der verschiedenen Pfarr – und Gemeinde – register
aufgestellt, nur die Nachforschungen und Ergebnisse in der Gemeinde Rumersheim
weisen einige Lücken wegen Fehlens der Urkunden auf, die aber durch
mündliche Überlieferung sachgemäss ergänzt sind. Wir sehen
daraus wie die grosse Familie, die jetzt im ganzen Oberelsass, besonders aber
in der Hartgegend zu Ottmarsheim, Banzenheim,, Rumersheim und Blodelsheim
verbreitet ist, vom alten Hartmann Thuet abstammt, und zwae entweder durch die
zwei Söhne aus der ersten Ehe Hartmann und Peter oder durch die zwei
Söhne aus der zweiten Ehe Johannes und Joseph. Die Thuet von Banzenheim
und die Thuet-Hartmann von Rumersheim stammen aus der ersten Ehe, die anderen
Thuet von Rumersheim und die von Blodelsheim, Meienheim, Ottmarsheim sind
Abkömmlinge der zweiten Ehe. Bei der Erwähnung der vier Söhne
von Hartmann, Peter, Hartmann, Johannes und Joseph, sei besonders Johannes
hervorgehoben, der mir am nächsten verwandt und in dessen Nachkommenschaft
der Beruf zum geistlichen Stand am meisten vertreten ist. Johannes war ein Sohn
von Hartmann Thuet und Anna Maria Lehmann. Seine Ehefrau, Maria Anna Lang, war
eine Tochter von Peter Lang aus Hammerstatt. Wie ihre Mutter geheissen hat,
habe ich nicht finden können. Der Ehevertrag dieser zwei Eheleute ist
datiert vom 6. November 1745, und der Tod trennte sie im Jahre 1786 durch
Ableben des Vaters. Ihre Kinder sind sämtlich auf dem Hammerstatterhof geboren;
es sind folgende:
1. Johannes
THUET, geboren am 24. Oktober 1746. Er verheiratet sich
zuerst mit Franziska Hofmann und nach derer Ableben mit Magdalena Rudolf am 23.
Januar 1769. Diese Magdalena Rudolf war eine Tochter von Joseph Rudolf
aus Baldersheim. Die Nachkommenschaft dieser
Eheleute Thuet-Rudolf ist eine sehr zahlreiche, sie beläuft sich auf zirka
300 Personen, die an verschiedenen Orten anfässig waren und noch sind, so
in Blodelsheim, Battenheim, Meienhem und Urschenheim. Persönlich kannte ich
einen der Söhne dieser Eheleute, der blinden Vetter Peter. Ich hörte
auch viel reden von Vetter Hans, der ebenfalls ein Sohn dieser Familie war, die
fünf Söhne und fünf Töchter zählete. Von den fünf
Söhnen kamen zwei nach Blodelsheim, Fr. Joseph und Ignatius, einer nach
Meienheim, Elogius, von dem auch die Familie Thuet in Urschenheim abstammt,
zwei blieben in Rumersheim, die die obengenannten Vetter Hans und Vetter Peter.
Peter blieb Ledig 1 ( Siehe Einzelheiten in der Lebenskizze von
Pfarrer Eduard Thuet). Johannes , Ehemann von Elisabeth Greda, ist der
Stammvater der Familie in Battenheim , Fessenheim und Heiligkreuz. Die
fünf Töchter verheirateten sich in Blodelsheim : Katharina (Frau
Sitterlé Célestin, Eltern von Sitterlé Klemens), Magdalena
(Frau Linder Blasius, Schwiegereltern der Familie Judas, dann Frau Hassler
Dominique), Franziska (Frau Sitterlé Amand), Maria Anna (Frau Fimbel
Joseph), Anna Maria (Frau Grotzinger Johannes).
2. Franz
Elogius Thuet, geboren 1758, verheiratete sich mit Elisabeth Reidinger aus
Banzenheim im Februar 1783. Er war zuerst Pächter auf dem
Hammerstatterhof, siedelte dann nach Rumersheim über, wo er in der
Revolutionszeit als Bürgermeister für die Interessen von Religion und
Ordnung eintrat, dafür aber viel verfolgt wurde. Tragisch sind die
näheren Umstände seines Todes. Schon standen die Späher der
Revolution vor seinem Krankenbett, um ihn vor das Revolutionsgericht zu
schleppen. Nur durch seine schwre Krankheit mit nachfolgendem Tode (20.
März 1796) wurde er von einem schreklichen Lose bewahrt. Seine Ehefrau,
Elisabeth Reidinger, war eine Tochter von Stephan Reidinger, Schultheiss in
Banzenheim, und Maria Anna Schnebelen. Sie wurde geboren im Jahre 1750 und
lebtebis 1830. Zu Geschwistern hatte sie fünf Brüder und zwei Schwestern,
nämlich: Stephan (Vater der Frau Virell in Breisach, der Frau Scheuch in
Herlisheim und Grossvater der Frau Wiesner in Breisach), Johann Michael, Johann
Georg Sebastian, der Geistlicher wurde, Anton, Maria Anna (Frau Seiler Michael
in Banzenheim) und Franziska (Frau Nico Joseph in Rixheim). Elisabeth
Reidinger, Frau Elogius Thuet, war ausgezeichnet durch ihre christlichen und
häuslichen Tugenden.In ihrer langen Witwenschaft erzog sie ihre Kinder
musterhaft. Ihr Lob habe ich oft aus dem Munde meiner Tante vernommen. Sie
hatte vier Söhne und zwei Töchter. Der älteste Sohn, mein
Grossvater, hiess Fr. Joseph, wurde Ende 1783 oder Anfang 1784 zu Hammerstatt
eoren und lebte bis 3. Januar 1871. Er verheiratete sich zu Ottmarsheim mit
Elisabeth Lussy, Tochter von Johannes Lussy und Margaretha Welter. Diese
schenkte ihm dreizehn Kinder, von denen mehrere im Kindesalter starben. Von den
Überlebenden traten drei in den Ordenstand drei in den Ehestand,
während die übrigen ledig blieben. Das letzte Glied dieser Familie,
meine Tante Maria Rosa THUET, segnete das Zeitliche bei mir in meinem
Pfarrhause zu Bettendorf am 19. Juni 1903 im Alter von 84 Jahren. Das Kloster
zu Ottmarsheim verdankt nicht zum geringen Teil sein Dasein und seinen
Fortbestand dem wohlwollenden und wohltätigen Sinn dieser beiden sehr
christlichen Eheleute Fr. Joseph Thuet und Elisabeth Lussy. Von ihnen stammen
ab die Familien Thuet in Ottmarsheim, Klein-Landau und Blotzheim. Der zweite
Sohn von Elogius Thuet und Elisabeth Reidinger erhielt den Namen Stephan. Er
wurde geboren anno 1785, ohne Zweifel zu Hammerstatt, verheiratete sich zu
Rumersheim am 6. Februar 1809 mit Rosa Katharina Grotzinger, Tochter von
Johannes Grotzinger und Maria Anna Hoffmann, und starb zu Rumersheim den 20.
November 1845. Er hinterliess eine zahlreiche Familie mit acht Töchtern
und
einem Sohne
Ferdinand, der nach Heiteren kam und der Stammvater der dortigen Familie Thuet
ist. Von den Töchtern verheirateten sich zwei nach Neuenburg (Baden),
nämlich Josepine (Frau Maire) und Eleonore (Frau Weiss Aloys); zwei
blieben in Rumersheim, Marie Elisabeth (Frau Grotzinger Xaver Mutter des
verstorbenen Pfarrers Xaver Grotzinger) und Justine (Frau Hug Peter); eine kam
nach Fessenheim, Marie Antoinette (Frau Bader); eine nach Altkirch, Luise (Frau
Rietsch); zwei starben ledig in Rumersheim, Leogadie und Maria Rosa.
Der dritte
Sohn von Elogius Thuet und Elisabeth Reidinger ist Franz Johann Georg 1
, sehr wahrscheinlich auch zu Hammerstatt geboren im Jahre 1787. Dieser heiratete
am 27. April 1813 eine Margaretha Lang von Ottmarsheim, Tochter von Konrad Lang
von Ottmarsheim, wohnte dann zu Rumersheim, wo er am 1. Dezember 1846 starb. Er
hinterliess nur einen Sohn, Franz Ludwig Thuet (1814-1889), Ehemann von
Katharina Fuchs aus Ober-Saasheim (1823-1896). Johann Georg und sein Sohn Franz
Ludwig zeichneten sich aus durch hervorrangende Geistesanlagen, die sich auch
auf ihre Nachkommen vererbten, von denen zwei Mitglieder den geistlichen Stand
erwählten: Georg Thuet, Pfarrer von Tagolsheim, und Joseph Thuet, P.
Marinus, Trappist auf dem Ölenberg; ein anderer, Edmund wurde Artzt, und
die übrigen, Albert, Eugen und zwei Schwestern, führten den
väterlichen Haushalt fort. Die Familie hat sich ausserhalb Rumersheim
nicht verbreitet.
1 Fr. Johann Georg war viel kränklich, konnte
deshalb keine schwere Arbeiten besorgenn.. Umsomehr beschäftigte er sich
mit leichteren Kunstarbeiten, in denen er es zu einer grossen Fertigkeit
brachte. Seine Kunst kann man heute noch bewundern an verschiedenen
Haushaltungsgegenständen, die in der Familie aufbewahrt werden, besonders
an dem schönen Stock , der in der Kirche zu Rumersheim immer noch zur
Ausstellung der Osterkerze dient. Zudem war Fr. Joh. Georg auch gut begabt, und
wusste seine Umgebung mit geistreichen Spässen zu unterhalten.
Das vierte
Kind der Familie Thuet-Reidinger war eine Tochter, Maria Anna genannt,
wahrscheinlich auch zu Hammerstatt geboren im Jahre 1789. Sie ist ledig zu
Rumersheim im Rufe der tiefsten Frömmigkeit anno 1874 gestorben.
Xaver das
fünfte Kind und der vierte Sohn, wurde geboren im Jahre 1792, ob zu
Hammerstatt oder Rumersheim, bleibt dahin gestellt. Er lebte aber zu Rumersheim
bis 1860. Zeit dem 27.Dezember 1821 war er verheiratet mit Maria Anna Thuet,
seiner Cousine, Tochter von Johannes Thuet und Elisabeth Greda. Diese
ausgezeichnet christlichen Eheleute Xaver und Maria Anna Thuet hatten drei
Söhne und drei Töchter. Zwei Töchter widmeten sich dem
geistlichen Stande, die eine dem Schul-, die andere dem Krankendienste. Ein
Sohn, Eduard, wurde Priester und starb als Pfarrer von Oltingen. Die zwei
andere Söhne verheirateten sich; der eine, Ludwig, zu Biesheim mit Anna
Maria Butz (Eltern von Joseph, der als Missionar der Weissen Väter in
Afrika starb); der andere, Aloys, zu Rumersheim mit Margaretha Thuet seiner
Cousine, von Ottmarsheim. Die dritte Tochter, Elise, starb ledig zu Rumersheim.
Das sechste
und letzte Kind der Familie Thuet-Reidinger wurde zu Rumersheim im Jahre 1795
geboren, erhielt den Namen Marie Rose,und wurde Ehefrau von Johann-Baptist
Heimburger zu Fessenheim. Sohn von Franz Xaver Heimburger und Theresia Walter.
Diese Frau Heimburger soll serh tugendhaft gelebt und ihren vier Söhnen
und zwei Töchtern eine gute Erziehung gegeben haben. Beide Töchter
sind ledig zu Fessenheim gestorben. Von den vier Söhne kam der
ältere, Xaver, nach Rufach, wo er sich mit Emilie Callinet verheiratete.
Der zweite, Franz Ludwig, blieb in Fessenheim und verheiratete sich mit
Katharina Bellikam. Der dritte, Johann-Baptist, vermählte sich ebenfalls
in Fessenheim mit Maria Anna Fimbel. Der vierte, Joseph, zog nach Oberentzen,
wo er Maria Katharina Rich zur Frau nahm. Ein Sohn dieser Eheleute
Heimburger-Rich trat in den Ordenstand, wurde Jesuit und wirkt gegenwärtig
als Missionar auf der Insel Ceylon.
Merkwürdig
ist die Tatsache, dass alle verheirateten Kinder der Familie Elogius
Thuet-Reidinger unter ihren Nachkommen Priester zählen. Gewiss eine
Belohnung für die Glaubenstreue des Elogius in den schlimmen Tagen der
grossen Revolution. Ehre dem Andenken dieses biederen Christen! Sein ruhmvoller
Name wurde glücklicherweise in der Familie weiter fortgeführt; nur
machte man aus Elogi Louis, daher die vielen Franz-Ludwig (Louis), die in der
Familie vorkommen.
3. Maria
Anna Thuet, eine Tochter von Johannes Thuet und Maria Anna Lang, ist sehr
wahrscheinlich zu Hammerstatt am 27. Januar 1749 geboren. Sie verheiratete sich
mit Christophor Bichelen, Lehrer in Eschenzweiler. Diese Hochzeit muss
geschehen sein anno 1773 oder
Eine
Durchsicht der Pfarrbücher in Eschenzweiler hat zu folgenden Ergebnissen
über die Familie geführt. Der Vater, Joseph Christophor Bichelen,
geboren in Eschenzweiler am 24. März 1747, war ein Sohn von Franz Bichelen
und Eva Binder. Er war Lehrer und öffentlicher Beamter (officier public)
in Eschenzweiler bis zum Jahre 1795. Von dieser Zeit an ist sein Name verschollen
in den Büchern zu Eschenzweiler. Wweder von ihm noch von seiner Frau und
seinen Kindern ist irgend eine Andeutung in diesen Büchern zu finden. Er
muss auf jeden Fall von dort fortgezogen sein, wohin aber, habe ich nicht
erfahren können. Überflüssig ist es vollends, den Gründen
des Wegzugs in den aufgeregten Revolutionsjahren nachzuforschen. Der Vater von
Christophor, nämlich Franz Bichelen, war gebürtig von Ottmarsheim,
und hatte sich zu Eschenzweiler am 17. Januar 1735 mit Eva Binder, Tochter von
Heinrich Binder, verheiratet 1(Pfarrbücher von Eschenzweiler).
4. Franziska
Thuet, Tochter von Johannes Thuet und Maria Anna Lang. Ein sicheres Datum on
ihrer Geburt ist nich anzugeben, infolge der Unvollstängigkeit der ganz
alten Taufakten von Hammerstatt. Es ist jedoch nicht unwahrscheinlich, dass sie
im Jahre 1750 geboren wurde. Verheiratet hat sie sich den 5. Mai 1780 mit Franz
Joseph Rudolf, Schultheiss in Blodelsheim. Die Angaben, die mir über diese
Familie Rudolf-Thuet gemacht wurden, gehen auseinander und lauten verschieden.
Nach einem Berichte wird erzählt dass diese ohne Nachkommen gebieben sind,
dass Rudolf nach dem Ableben der Franziska eine zweite Ehe mit einer Person von
Blodelsheim geschlossen habe, die auch kinderlos geblieben ist. Laut andere
Mitteilungen wird berichtet, das Franz Joseph Rodolf und Franziska Thuet einen
Sohn hinterlassen haben, der als Offizier in der Armee Napoleons I. In Russland
gestorben ist. Dieser Sohn soll Joseph geheissen haben und ein ausgezeichneter
Soldat gewesen sein. Diese letzte Angabe soll von Vetter Peter herkommen.
5. Anna
Maria Thuet, Tochter von Johannes Thuet und Anna Maria Lang, wurde geboren zu
Hammerstatt den 9. Februar 1751. Sie verheiratete sich mit Romanus Loetsch,
Bürger in Ensisheim, im Jahre 1784. Der einzige Sohn dieser Eheleute,
Johannes oetsch, heiratete in Ensisheim am 29. Februar 1808 die Maria Anna
Frey, Tochter von Bernhard Frey und Maria Anna Braun. Dieser Ehe entsprossen
zwei Söhne und drei Töchter, nämlich: Johann Georg, der
spätere Provinzial der Marien-Brüder, dessen Lebensskizze später
folgt; Franz Xaver, der als Witwer kinderlos starb; Maria Franziska und Maria
Katharina (Zwillinge) und Maria Anna. Alla drei Töchter nahmen das
Ordenskleid und traten in die Kongregation der Schulschwestern von
Rappoltsweiler ein. Maria Franziska erhielt den Namen Sr Fabienne (1817-1868),
Maria Katharina Sr Marcelline (1817-1894) und Maria Anna Sr Wenceslas
(186-1902). Mit ihnen ist die ganze Nachkommenschaft von Anna Maria Thuet
ausgestorben.
6. Katharina
Thuet, Tochter von Johannes Thuet und Maria Anna Lang. Geboren zu Hammerstatt
zwischen 1761 und 1765, heiratete sie am 26. August 1788 den Sebastian Riber
von Meienheim. Drei Kinder gingen hervor aus dieser Ehe: ein Sohn, Franz Joseph
Riber, der im Kindesalter starb, und zwei Töchter, Maria Katharina und
Maria Rosa. Maria Katharina, geboren den 14.
November 1789, heiratete am 13. August 1813 den Johannes Riber. Ihre Nachkommen leben in Meienheim. Die
Maria Rosa, geboren den 15. Februar 1794, hatte Georg Meyer aus Ungersheim als
Gattin heimgeführt am 3. August 1813. Ihre Tochter Maria Anna wurde Frau
Joseph Gangolf in Habsheim. Maria Rosa starb schon den 2. Dezember 1817.
7. Franz
Joseph Thuet, das jüngste Kind von Johannes Thuet und Maria Anna Lang, wurde
geboren zu Hammerstatt im Jahre 1766. Er trat in den geistlichen Stand und war
Pfarrer in Rumersheim. Von ihm wird in einem späteren Abschnitte die Rede
sein.
Die angefürhten Einzelheiten und
Erläuterungen Ûber die Familie Joh. Thuet-Lang und auch ein Blick
auf den Stammbaum werden es uns zeigen, welch grosse Verbreitung die ganze
Familie Thuet aus Hammerstatt erlangt hat. Im Anschluss daran möchte ich
noch einige allgemeine Punkte erörtern in bezug auf Herkunft,
Charakterzüge und Religion der Familie.
Herkunft, Charakter und Religion.
Über
die Herkunft des ersten Hartmann Thuet zu Hammerstatt liegt keine andere
Urkunde vor als die kurzen Worte, die im Heiratsregister verzeichnet sind:
„Ex ditione Bernensi..“
(aus dem Schutzgebiet von Bern). Das Berner Schutzgebiet dehnte sich
damals, im Jahre 1692, bis auf den Kanton Aargau aus. Um nähere
Erkundigungen über die Stammsitze der Thuet einzuziehen, habe ich mich
durch gütige Vermittelung des Herrn Cousin Wanger, Hauplehrer in
Heiligkreuz, an mehrere Ortschaften dieses Schweizergebietes gewandt,
nämlich nach Sempach, Zofingen, Sengen, Oberensfelden, alles Ortschaften,
die in Betracht kommen können, weil das Geschlecht der Thuet dort
vertreten sein soll. Aber von keiner Seite und keinem Ort konnte eine
befriedigende Antwort erteilt werden. Nur das eine bleibt gewiss, dass der
betreffende Stammvater der Familie aus der Schweiz, der Berner Gegend, herkam.
Dies wird übrigens auch durch die uralte Familienüberlieferung
bestädigt. Von jeher ging der Sage, dass die Familie aus der Schweiz
stamme, nur kannte das Gerücht nicht einen, sondern zwei Schweizer und
zwar zwei Brüder, die aus der Berner Gegend kamen, von denen der eine nach
Hammerstat, der andere nach Ammerschweier zog. Schwerlich wird diese Deutung
anzunehmen sein. Ich glaube vielmehr, dass dieses Gerücht auf den Umstand
zurückzuführen sei, dass der Stammerbe Thuet zwei Ehen einging. Durch
diesen Umstand waren zweierlei Familien umbildete. Dessenungeachtet blieb die
Schwierigkeit bestehen und das Rätsel ungelöst, wie die Familie Thuet
von Ammerschweier mit jener von Hammerstatt zu verbinden sei. Die Urkunden der
Familie Thuet-Amerschweier sind viel klarer und bestimmter, als die
spärlichen Urkunden von Hammerstatt. Sie bieten aber keine Anhaltspunkte,
wonach man beide Familien ursprünglich verschmelzen kônnte. Hartmann
ist laut Heiratsregister im Jahre 1692 aus dem Berner Gebiet nach Hammerstatt
gekommen. Er zählte damals 26 Jahre. Zwölf Jahre nachher, im Jahre
1704, kam von Kirchbühl bei Sempach nach Ammerschweier ein Jüngling,
Martin Thuet mit Namen. Dieser war ein Sohn von Michael Thuet und Dorothea
Wandler und war Bürger der Stadt Sempach. Bevor er dieser Ort verliess,
verkaufte er seinem Bruder Joseph sein väterliches und mütterliches
erbgut. So lauten die zu Ammerschweier aufbewahrten Urkunden. Wie Hartmann zu
Hammerstatt, so gründete Martin zu Ammerschweier die Familie Thuet. Da
aber in den älteren Urkunden oder Familienschriften weder von
Freundschaftlichem Verkehr noch von verwandtschaftlichen Beziehungen die Rede
ist, sei es zwischen ihren Nachkommen, so ist der Zweifel nicht unberechtigt,
dass sie Brüder oder auch nur nahe Verwandte gewesen seien.
Nichtsdestoweniger freut es mich, an dieser Stelle hervorheben zu können,
dass die Familie Thuet-Ammerschweier in ihren Schosse auch ausgezeichnete
Priester zählt, und dass ihr wackerer Stammvater Martin vom Sempacher
Stadtrat das Zeugnis mitbrachte eines „frommen, ehrsamen, beschidenen und
ehrbaren Jünglings“. Es gibt noch ein drittes Geschlecht mit dem
Namen Thuet, welches bis in den Anfang des 17.Jahrhunderts hinausreicht und
besonders in Gundolsheim, Isenheim und Ensisheim ansässig ist. Auffallend
ist es, dass unser Stammvater von Hammerstatt den Namen Hartmann als Beinamen
oder Taufnamen trägt. Man könnte fast auf den Gedanken verfallen,
dass er dieses Namens wegen in die Hardtgegend gekommen ist, oder dass er
diesen Namen sich erst beigelegt hat, oder dass er ihm gegeben wurde, nachdem
er af der Hardt zu Hammerstatt sich angesiedelt hatte. Das wäre umso
glaubwürdiger, wenn man dem Gerüchte Glauben schenken wollte, und das
sich in der Familie stark verbreitet hat, nach welchem das erste Familienglied
Protestant war. Allerdings ist die Gegend, aus welcher Hartmann herstammt, meistenteils
protestantisch oder calvinisch, andererseits aber war Hammerstatt dem Kolegium
der Jesuiten von Ensisheim unterstellt, woraus die Annahme keineswegs gewagt
erscheinen dürfte, dass der protestantische Pächter durch die
Bemühungen der Ordensmänner, der Jesuiten von Ensisheim, zum wahren
Glauben bekehrt und auf den Namen Hartmann katholisch getauft worden ist.
Hartmann ist nämlich der Name eines Heiligen, der im 12.Jahrhundert als
Bischof von Brixen in Tirol starb und dessen Fest auf den 23.Dezember fällt.
Wie gesagt, es handelt sich in letzterem Falle um Voraussetzungen und Annahmen,
die pietätvoll in die Familie fortleben, die aber bis jetzt durch keine
Urkunde bestädigt wurden.
Auf
einem kleinen Stück Papier, welches im Archiv zu Strassburg aufbewahrt
wird und eine Abschrift aus einem elteren Pfarrbuch von Rumersheim darstellt,
steht folgendes geschrieben: „ Anno 1692, 25. Augusti,
confirmati sunt: Hartmann Thuet ex Hammerstatt, cujus patrinus fuit Quirinus
Rietsch.” D.h. ; « Anno
1692, am 25. August, wurden gefirmt : Hartmann Thuet von Hammerstatt,
dessen Firmpate Quirinus Rietsch war.“ Ob aus der Firmung des im 26.
Lebensjahre stehenden Mannes auf eine kurz vorher erfolgte Bekerung zum
Katholizismus zu schliessen ist, muss dahingestellt bleiben. Immerhin sei aber
hervorgehoben, dass die Heiratsakten sowohl von Hartman als von seinen
Söhnen im katholischen Sinne verfasst sind. Derjenige von Hartmann, dem
älteren, lautet kurz und bündig; „ 29.Juni 1699: Hartmann Thuet
aus dem Berner Gebiet, in Hammerstatt seit dem Jahre 1692, und Maria Anna
Höll von Hammerstatt.“ Die Heiratsakten der Söhne sind etwas
feierlicher, so der von Johannes und Maria Anna Lang: „Zum ersten sollen
und wollen diese beiden angehenden Eheleute, die einander zum heiligen Sakramente
der Ehe genommen haben, auch behalten.Auch solches Ihr christliches Versprechen
ist, Ihrer Gelegenheit , christlich katolisch romanischen Brauchs und
ordnungsgemäss confirmieren zu lassen.“ Auch in deùm
Ehekontrakt von Joseph, Hartmanns Sohn (1755), ist die Rede von dem
„christlich katholischen romanischen Brauch und vom priesterlichen Segen
von Gott“. Worte, die auf gut katholische Besinnung und auf
religiösen Geist schlissen lassen. Auf Grund dieser besinnungen der
Söhne möchte ich mich der Meinung anschliessen, dass auch der Vater
Hartman nie protestantisch, sondern immer katholisch war. Vielleicht hat er die
protestantische Schweiz eben darum verlassen, um der Gefahr eines Abfalles
vorzubeugen und im katholischen Elsass mehr Sicherheit für seinen
katholischen Glauben zu finden. Diese Sicherheit fand er tatsächlich in
seinem neuen Heim zu Hammerstatt unter dem Schutze der Jesuiten. Diesen
verehrten Ordensmännern verdankt ohne Zweifel die Familie
Thuet-Hammerstatt ihre Festigheit und ihre Treue im Bekenntnis des katholischen
Glaubens. Von jeher waren Glaube und Religion ein kostbares Erbstück unter
den Mitgliedern dieser Familie. Dass dies stets so bleiben möge, ist des
Verfassers heissester Wunsch. Zu diesem Zwecke habe ich mich hauptsächlich
der Mühe unterzogen, die Priester, Ordensleute und Missionare, die aus der
Familie hervorgegangen sind, in schlichter Erzählung anzuführen und
von denselben eine kurze Lebensbeschreibung der Familie zur Erbauung und zur
Belehrung zu entwerfen.
Zunächst
noch enige kurze Worte über den Charakter der Familie im allgemeinen, mit
besonderer Berücksichtigung der Geschichte der Thuet und deren glanzvoller
Rolle in der ruhmvollen Zeit der Mittelalterkämpfe des Schweizervolkes.
Der
Nahme Thuet ist in der Geschichte der Schweiz kein unbekannter. Er ist
verknüpft mit den Heldentaten der schweizerischen Freiheitskämpfer
aus den ältesten Zeiten. In der Urzeit der schweizerischen
Eidgenossenschaft geschieht des Namens Erwähnung. So lebte zu Zofingen im
Kanton Aargau in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ein gewisser
Nikolaus Thuet. Er war Schultheiss oder Bürgermeister der Stadt und trug
in dieser Eigenschaft in der Schlacht bei Sempach (9. Juli 1386) mutig das
Banner der Stadt Zofingen. Zuletzt hielt er es noch mit den Zähnen fest.
Seit dieser Zeit musste der Bannerträger der Stadt Zofingen schwören,
sein Banner zu verteidigen wie der tapfere Bürgermeister Thuet. In dem
Jahrbuch für „Geschichte, Sprache und Literatur in
Elsass-Lothringen“, herausgegeben von dem Historisch-Literarischen Zweigverein
des Vogesen-Clubs, XII. Jahrgang, S.46, lesen wir folgendes Gedicht, das
besagte Heldentat preist und besingt ( Das Gedicht wurde mir übermittelt
den hochw. Herrn Pfarrer Buhr von Illfurt). Die Überschrift lautet:
Das
Turnier 1383 1.
Alt-Zofingen zeigt ein entzückendes Bild
Bei der Aar auf dem blumichten Werde.
Es tummeln die Ritter mit Lanze und Schild
Die mächtig gerüsteten Pferde
Zum
Fechtturnei
Strömt
alles herbei,
Aus der Schweiz, dem Elsass und Schwaben,
So will es Herr Leopold haben.
Des Herzogs Gemahlin auf hohem Balkon,
Umgeben von reizenden Schönen,
Bereitet die Kränze mit würdigem Lohn,
Die Stirne des Siegers zu krönen.
So
manche Brust
Erbet
da mit Luft
Und doch mit verzeilichem Zagen,
Den Kampf um die Krone zu wagen.
Und neben dem rotüberzogenen Zelt
Der Bürgermeister Herr Thuet
Bei den Ehrengästen von Zofingen hält ;
Sein verständiges Augenmerk ruhet
Mit
Luftgefühl
Auf
dem bunten Gewühl,
Das sich prächtig und kräftig gestaltet,
Vor den wundernden Blicken entfaltet.
Und der Herzog winkt ; es beginnt das Spiel
Mit dem schmetternden Ruf der Fanfare,
Des Segners Schild nimmt die Lanze zum Ziel,
Und es sprengen die mutigen Paare
Heran
mit Macht,
Die
Lanze kracht,
Die Schäfte fahren in Splitter,
Zu Boden fliegen die Ritter.
Nur einer verbleibt in dem Sattel gerecht,
Wenn alle straucheln und fallen,
Da Porta1 , ein Herr von welchem Geschlecht,
Scheint den Zieg zu behalten vor allen.
Denn
jeder sinkt,
Herr
Leopold winkt
Einen alten Ritter zur Seite,
Der rüftet sich eilig zum Streite.
Herr Guterolf ruft den Herrn Thuet und fragt :
"Sagt an ! wie nennt ihr den Alten2 ,
Der den ungleuchen Kampf mit dem Mailänder wagt?
DenZieg wird er nimmer behalten ! "
Herr
Thuet spricht:
"Den
kennt ihr nicht !
Man darf nur den Malterer nennen,
So wird ihn auch jedermann kennen ! "
"Ist's der, den als kleines, verlassenes Kind
Man einst aus dem Rheine gezogen ?
Dem die Götter des Glückes ergeben sind
Und die grossen der Erde gewogen ?
Den
Kaisers Macht
Zum
Freiherrn gemacht,
Der die höchste Würde erklommen
Eine Gräfin zur Gattin bekommen ?" 3
Herr Malterer schwingt sich behende aufs Ross
Und richtet sich auf in dem Bügel;
Sie senken die Lanzen zum sicheren Stoss
Und fassen die hängenden Zügel
Und
stürtzen los
Mit
Sturmesgetos.
Es straucheln und stürzen die Pferde,
Doch der Welsche fliegt rücklings zur Erde.
Und rauschend und sausenderbrauset im Feld
Der Menge begeistertes Rufen,
Von dem Herzog geleitet empfängt unser Held
An des Thrones erhabenen tufen
Der
Siegers Pfand
Aus
der Herzogin Hand.
Wie der Gattin glückselige Augen
Sich tief in die Seele ihm saugen.
Die Freunde des Mailänders schweigen verstimmt,
Nur Guterolf, Ritter von Dornach,
Ruft, tief in der innersten Seele ergrimmt,
Dem Ritter in rasendem
Zorne nach :
"Gib
acht ! gib acht !
Es
kommt über Nacht,
Dran sollst du mit Schrecken erschauen,
Ob's klug ist, dem Glücke zu trauen".
1 Turnier
nennt man ein mittelalterliches, ritterliches Kampfspiel zwischen Einzelnen
oder zwischen Scharen mit scharfen oder stumpfen Lanzen, womit der Einzelne den
Gegner in scharfem Anlauf vom Pferde zu stossen suchte, während im
Waffenkampf die Scharen die gegnerischen Reihen zu durchreiten und dann zu
schwenken hatten, um auf den alten Standplatz zurückzukehren. Zum Speerkampf
kam auch Schwertkampf, bei dem es galt, die Schilde und Schwerter zu zerhauen.
Die Sieger erhielten Preisse von Damen...Viele Päpste verboten die
Turniere wegen der damit verbundenen Rohheit und Lebensgefahr und weil sie den
Kreuzzügen Eintrag taten. Kleriker durften dem Turnier nicht beiwohnen.
Seit König Heinrich II. Von Frankreich 1559 infolge eines Turnierskampfes
umgekommen war, verfielen die Turniere. (Herders Konversations-Lexikon.)
1 Da Porta,
ein Mailänder Ritter, später zu Flüelen beheimatet und Zur
Pforten genannt. In der Schlacht von Sempach war er nach des Grendoldingers
Fall Anführer der Eidgenossen.
2 Ulrich
Ritter von Dornach, genannt Guterolf, war später, als erster
Bürgermeister von Mülhausen, ein Gegner der Habsburgischen Macht.
3 Martin Malterer war im Auftrage des Herzogs Leopold von
Österreich Landvogt im Breisgau und Haupt des adeligen Löwenbundes.
Er hatte eine Gräfin Thierstein zur Gemahlin und hinter liess zwei
Töchter, aber keinen Sohn.
Die Schlacht
von Sempach wurde geliefert von dem Herzog Leopold III. Von Österreich und
von den Eidgenossen der Schweiz, wobei letztere den Sieg davon trugen. Leopold
verlor Sieg und Leben; aber auch die Zofinger beklagten den Tod ihres
Bürgermeisters Thuet, der den Heldentod im Schlachtgewühle starb.
Zofingen musste damals mit den Österreichern gegen die Schweizer
marschieren. Diesen Heldentod finden wir noch in einem anderen Gedichte
besungen, das mir von Herrn Cousin August Thuet, Pfarrer von Grenzingen,
übermittelt worden ist. Dasselbe lautet:
Niklaus
Thuet.
Gen
Sempach zog für Östreichs Macht
Zofingens
Fähnlein in die Schlacht ;
Das
Fähnlein aber trug mit Mut
Voran
der Schultheiss Niklaus Thut.
Bald
war mit Schwert und Hellebard
Ihr
Harst um Leopold geschart ;
Bald
standen sie zum heissen Streit
Im
grünen Wiesengrund gereiht.
Bald
brachte aus der Waldes Nacht
Der
Feind die wilde Männerschlacht,
Bald
schien dem Adel, fest gekeilt,
Glorreich
schon gar der Sieg ereilt.
Da
kam der Eidgenossen Heil,
Struht
Winkelried, und brach den Keil.
Er
sprang in Östreichs Speerwald ein
Und
riss den Seinen Bahn darein.
Un d
wie ein Blitzschlag fuhr sogleich
Der
Tod in's Herz von Österreich.
Und
Eich' auf Eiche schlug er hin,
Kein
Schild, kein Panzer hemmte ihn.
Und selbst
der Herzog hochgemut
Dank
sterbend in sein junges Blut.
Doch
in des Kampfes höchster Glut
Stand
immer noch der Schulyheiss Thut.
Er
stand als wie ein Riesenturm
Und
hielt sein Fähnlein fest im Sturm;
Und
um ihn, trotzend der Gefahr,
Stritt
hüngleich seine treue Schar.
Doch
alles schwebt zuletzt und fällt;
Er
steht von allen losgeschält.
Da
trifft der grimme Tod auch ihn;
Er
stöhnt und stürtzt auf Fähnlein hin.
Und
röchelnd reisst er's noch vom Schaft,
So
retten es der Bürgerschaf.
Tags
drauf da zieht man klagend aus,
Holt
seine Toten still nach Haus.
Man
fand die ganze treue Schar
Gefällt,
wo sie gestanden war.
Der
Schultheiss lag im Blut gesumpft,
Das
Schwert bis an die Faust gestumpft;
Und
in der Linken hielt mit Kraft
Gefäustet
er des Banners Schaft.
Allein
das Banner misste man
Und
fand dafür sein Blut daran.
So
werden sie nach Haus geführt
Und
schlicht mit Kranz und Kreuz geziert.
Man
trägt bei Sang und Klockenklang
Die
Mann für Mann die Stadt entlang.
Man
stellt sie all'ins Totenhaus
Zu
öffentlichen Ehren aus;
Und
klagend widerhallt's im Thor,
Dass
Haupt und Banner man verlor.
Drauf
hielt der Weibel treu die Nacht
Bei
seinem Schultheiss Leichenwacht.
Der
schlief auf seiner Totenbahr,
So
schön im grauen Bart und Haar.
Er
sah den Herren weinend an,
Vom
dem er einst so fiel empfahn.
Er
strich den Bart ihm und den Mund,
Auf
dass er ihn noch küssen kunnt!
Da
nahm er, siehe! Wunderbar
Im
blassen Mund ein Tüchlein wahr.
Er
fasst es an, er zieht's hervor,
Er
schaut es an, er hält's empor.
Er
ruft, als er das Wappen sah:
"Glück
auf, das Banner ist noch da ! "
Gesungen
ward's in Spruch und Reim:
"Der
Schultheiss bracht's im Munde heim."
Sogleich
vernahm von Tor zu Tor
Die
frohe Runde jedes Ohr;
Und
stauned lief die Stadt herbei
Und
pries des Bannerherren Treu.
Und
noch erzählt sich's jung und alt
Dass
jeder treu des Amtes walt;
Und
ob er hoch, ob niedrig steh',
Wie
Niklaus Thut zum Fähnlein seh'.
Der
Heldengeist und kriegerische Sinn dieses mutigen Streiters Niklaus Thuet scheint
sich einigermassen vererbt haben auf seine Nachkommen. Die Alten nämlich
aus der Familie Thuet, unserer Vorfahren, waren alle mehr oder weniger
kriegerisch veranlagt und mutige Kampfsnaturen. Schon das Verlassen ihrer
schweizerischen Heimat und die Ansiedelung als Pächter auf einem freien
Hofe in fremdem lande, in der Nähe des grossen, ungastlichen Hardtwaldes
und der grünen Rheininseln, weist auf einen unternehmenden, mutigen
Charakter hin. Von ihrer Ungebundenheit und ihrem Freiheitsdrang zeigt auch der
Hang zum Waidwerke, die Vorliebe für die Jagd, die Fischerei und
dergleichen Dinge. Mehrere von ihnen brachten es auch zu einer grossen
Gewandtheit und wurden tüchtige Jäger.
Ein
Mitglied der Familie, Ludwig Thuet von Biesheim, zog an der Spitze einer
abteilung Nationalgardisten der regulären Deutschen Truppen bei der
Belagerung von Breisach 1870 entgegen. Zu einem Gefechte wurde er schwer
verwundet und starb an der Folgen
seiner Verwundung. Ein anderer Thuet zu Meienheim, Anton Thuet, wurde
getötet 1831 durch den Tritt eines wilden Pferdes, das er zu zähmen
versuchte. Diese Kühnheit hinderte sie aber nicht, auch den Ackerbau gut
zu pflegen.
Schon
am Eingange habe ich den grossen Kompler von Gütern angeführt, die
zum Hammerstatterhof gehörten. Diese Liegenschaften und Ländereien
hatten sie sämtliche gepachtet und darauf so gut gewirtschaftet, dass
Johannes, der Sohn des alten Hartmann, nicht nur Mayer oder Pächter zu
Hammerstatt, sondern auch Bürger und Eigentümer zu Rumersheim war.
Bei dem im Jahre 1786 erfolgten Tode dieses Johannes Thuet, Ehemann von M. Anna
Lang, wurde das Inventar aller seiner Güter und seiner Habe aufgestellt
zum Zweck der Verteilung unter seine sieben oben erwähnten Kinder. Aus
diesem Inventar, das mir vorliegt, geht hervor, dass Johannes Thuet und M. Anna
Lang zwei besonderte landwirtschafliche Betriebe hatten, den einen zu
Hammerstatt als Pächter, den andern zu Rumersheim als Eigentümer. Das
Eigentum zu Rumersheim bestand aus einem Wohnhaus mit Hof, Stallungen, Scheune,
Gemüse-und Grasgarten. Es ist ohne Zweifel der Hof, auf dem jüngst
anno 1910 Alois Thuet gestorben ist. Das alte Haus ist jetzt durch ein neues
ersetzt, das zwar schön ist, aber an Festigkeit dem alten nicht
gleichkommt. Als Kind bewunderte ich immer die monumentalen Mauern des alten
Hauses, die wenigsten einen Meter Durchmesser hatten. Mit diesem Haus und Hof
war damals verbunden ein Erblehen von 28 Jucherten Acker, die dem Gotteshaus zu
Rumersheim drei Viertel und drei Sester Roggen und ebensoviel Gerste als Erblehenzins
eintrugen. Ebenso gehörten noch zu dem Hause zwei Jucherten
Gemeindegüter, zusammen also dreissig Jucherten Lehngüter. Diese
Behausung wurde von den Eheleuten Johannes Thuet-Lang, ihrem Sohne Elogius
Thuet-Reidinger durch dessen Ehekontrakt von 4. Hornung 1783 als Eigentum
übergeben und zugeschrieben um eine Anschlagssumme von 3300 (tournois)
Franken, zahlbar in vier gleich auseinander folgenden Jahresterminen.
Ausser
diesem Wohnhaus, Hof, Stallungen und Gärten besassen Johannes Thuet und
Maria Anna Lang noch 61 Jucherten Äcker, die zu 8791 Franken bei der
Teilung veranschlagt wurden. Nach dem Ableben des Vaters Johannes (1786) wurde
das Inventar aufgestellt und dan geteilt, sowohl zu Hammerstatt als Rumersheim,
wobei vorhanden waren an Vieh: 8 Pferde, 27 Stück Rind, 84 Schafe, 33
Schweine, 2 Ziegen, 28 Gänse, 36 Hühner, 32 Bienenstöcke; an
Esswaren lagen vor: 10 Mass Honig, 2 Zenter Speck, 42 Pfund Butter, 42 Pfund
Schmalz, 1 Zenter Salz; an gedroschener Frucht war vorhanden: 24 Viertel
Roggen, 104 Viertel Gerste, 4 Viertel
Mehl; in der Scheune war noch ungedroschene Frucht. Der Viehbestand
wurde zu 3960 Franken angeschlagen; das vorhandene Getüch, Betten usw. zu
1217 Fr.; das Küchengeschirr zu 90 Fr.; Schiff und Geschirr, Wagen usw. zu
673 Fr.; das Schmiedegeschirr zu 215 Fr.; es war nämlich eine besondere
Schmiedewerkstätte auf Hammerstatt vorhanden; auch 8 Flinten waren da, ein
Beweis, dass dem edlen Waidwerk in hohem Masse gehuldigt wurde. Sämtliche
drei Söhne, namens Johannes, Elogius und Fr. Joseph, erielten je eine
Flinte zum voraus. Die übrigen fünf Gewehre wurden versteigert.
Endlich waren auch noch einige Obligationen zu verteilen. Aus diesen
detaillirten Angaben ersehen wir, dass unsere Voreltern klug und fleissig zu
Werke gegagen sind und sparsam gewirtschaftet haben. Besonders waren sie gut
ausgestattet mit Getüch, Leinwand, Bettzeug und mit allem, was zu einer
wohlhabenden Haushaltung gehört. Gott segnete ihre Arbeit, denn sie
arbeiteten mit christlichen Besinnungen. Gott spendete ihnen aber noch reichere
Haben. Er bewahrte in ihrer Mitte und in ihrer Familie den tief religiösen
Geist, der ihr Sinnen und Trachten beseelte. Dieser Geist ging als kostbares
Erbstück und Kleinod auf ihre Nachkommen über, unter denen so manche,
einem höheren Berufe folgend, dem geistlichen Stande sich widmeten.
Möge die Aufzählung und kurze Lebensskizze dieser zu Gottes heiligem
Dienste Berufenen meinen Lesern zur Erbauung und vielleicht dem einen oder dem
anderen auch zur Nachahnung dienen!